tl;dr: Untersuchung des Verlustes von Wasser in den Feldberger Seen anhand von optischen Erdbeobachtungsdaten für den Zeitraum 2018 - 2024.
Das Feldberger Seenforum 2023 lieferte spannende Erkenntnisse zur Frage: Wo bleibt unser Wasser?
Die Effekte der negativen klimatischen Wasserbilanz sind für uns alle spürbar. Da uns die Vorträge vom Seenforum nicht zur Verfügung stehen, verlinken wir an dieser Stelle 2 Vorträge vom Gewässersymposium Mecklenburg-Vorpommern aus dem Jahr 2022:
- Vortrag 1: Wasserstress und Dürre: Perspektiven aus M-V Philip Müller, LUNG MV (PDF 1,13 MB)
- Vortrag 2: Fünf Jahre Trockenheit und Wassermangel: Herausforderungen für die Wasserwirtschaft Berlins Dr. Benjamin Creutzfeldt, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt Berlin (PDF 2,58 MB)
Eines der wichtigsten Ziele unseres Projektes ist es, den Menschen in unserer Region die Veränderungen unserer Umwelt und wissenschaftliche Daten näher zu bringen. Wir erhoffen uns davon ein besseres Verständnis und einen konstruktiven Dialog über die Zukunft in unserer Gemeinde. Mit Hilfe des EO Browser haben wir eine Animation erstellt, die die Feldberger Seenlandschaft in den vergangenen Jahren aus dem Weltall im Bereich des sichtbaren Lichtes zeigt.
Der Verlust des Wassers lässt sich hier sehr eindrucksvoll für den Zeitraum von 2018 bis 2024 darstellen. Zuletzt im Jahr 2018 hatte der Sprockfitz einen sehr hohen Wasserstand. Seitdem hat er 2023 und 2024 seinen jeweils niedrigsten Wasserstand seit Beginn der Satellitenfernerkundung (1972) erreicht. Die folgenden Bilder zeigen den Sprockfitz im Frühjahr 2018 und 2024.
Bild 1: Sprockfitz, 9. April 2018
Bild 2: Sprockfitz, 28. Januar 2024
Ähnlich dramatisch steht es um den Dreetzsee. Auch hier haben wir Erdbeobachtungsdaten der letzten 50 Jahre analysiert und einen Negativrekord festgestellt. Insgesamt waren die letzten 5 Jahre von ausgesprochen niedrigen Wasserständen geprägt, was sich durch eine negative klimatische Wasserbilanz, also wenig Niederschläge und hohe Verdunstungsraten erklären lässt. Die Klimatische Wasserbilanz ist die Differenz aus der Niederschlagssumme und der Summe der potentiellen Verdunstung nach FAO.
Bild 3: Dreetzsee, 9. April 2018
Bild 4: Dreetzsee, 28. Januar 2024
Mit Hilfe eines Skripts haben wir im EO Browser die Veränderungen der Wasserfläche anhand von Landsat-Daten analysiert. Der Algorithmus hat alle Bereiche, in denen sich die Ausdehnung der Wasserfläche verändert hat rot hervorgehoben.
Bild 5: Veränderung 2018 - 2023
Jedes Pixel in dieser Grafik hat eine Ausdehnung von 25x25 Metern. Es kommt also einiges an Wasserfläche zusammen.
Was tun?
Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Wir haben beim Seenforum viele tolle Ideen gehört, aber so richtig werden wir das Problem nicht lösen, wenn die Wasserbilanz langfristig so bleibt. Wir können an dieser Stelle auf unsere Analyse zum Klimawandel in der Feldberger Seenlandschaft hinweisen.
Für unsere Region in der Mecklenburgischen Seenplatte haben wir dort den SPEI als Ausdruck der klimatischen Wasserbilanz berechnet. Mit Hilfe der IPCC Computermodelle und der Anwendung Copernicus Interactive Climate Atlas lässt sich der SPEI (Standardized Precipitation Evapotranspiration Index) berechnen, um aussagen über die Klimatische Wasserbilanz treffen zu können. Der SPEI ist ein statistischer Indikator, der auf Grundlage der klimatischen Wasserbilanz (Niederschlagssumme minus Summe der potentiellen Verdunstung) Trocken- und Feuchteperioden anzeigt. Die folgende Tabelle zeigt eine Zuordnung der SPEI Werte zu Auftrittswahrscheinlichkeit und Trockenheitsklasse.
Wahrscheinlichkeit in % | SPEI | Stärke der Anomalie |
---|---|---|
2.3 | ≥ 2.0 | Extrem zu feucht |
4.4 | 1.5 bis 2.0 | Deutlich zu feucht |
9.2 | 1.0 bis 1.5 | Mäßig zu feucht |
34.1 | 0.0 bis 1.0 | Fast normal (etwas zu feucht) |
34.1 | -1.0 bis 0.0 | Fast normal (leichte Trockenheit) |
9,2 | -1.5 bis -1.0 | Mäßige Trockenheit |
4.4 | -2.0 bis -1.5 | Schwere Trockenheit |
2.3 | ≤ - 2.0 | Extreme Trockenheit |
Mit Hilfe des Copernicus Interactive Climate Atlas haben wir den SPEI für die Mecklenburgische Seenplatte berechnet:
Bild 6: Vorhersage Hitzestress in Tagen pro Jahr
In jedem Fall müssen darüber sprechen, welche Veränderungen auf uns zukommen und wie wir damit umgehen. Wie verändert sich die Landwirtschaft oder die Forstwirtschaft? Was passiert mit dem Tourismus?
Wir hoffen, dass wir diese Diskussionen unterstützen können!
Acknowledgements:
Bild 1 - 4 und Video: Contains modified Copernicus Sentinel data 2024 processed by Sentinel Hub
Bild 5: Landsat 7 image courtesy of the U.S. Geological Survey processed by Sentinel Hub